Brillenloses 3D für iPad und iPhone
Französische Forscher haben demonstriert, wie User ohne Spezialbrillen auf iPad oder iPhone 3D erleben können. Dazu erfasst und verfolgt die frontseitige Kamera des Geräts den Kopf des Users, um die Bildschirmdarstellung in Echtzeit anzupassen.
Jérémie Francone, Doktorand der Engineering
Human-Computer Interaction Research Group am Laboratoire d'Informatique
de Grenoble erklärt: "Dieses System eignet sich besonders
für mobile Geräte, da es wahrscheinlich ist, dass der User Kopf oder
Hände bewegt". Das hilft, ein starkes 3D-Gefühl zu vermitteln.
Im Prinzip ist der Ansatz für jedes
Gerät mit frontseitiger Kamera geeignet. Denn damit ist es möglich, die
Position des Kopfes zum Display relativ genau zu verfolgen und die
3D-Darstellung am Bildschirm dynamisch daran anzupassen. Das vermittelt
dem User beispielsweise den Eindruck, je nach Blickrichtung auf
verschiedene Seitenflächen eines 3D-Würfels zu schauen oder den Blick
über eine tiefe Schachtel voller App-Icons schweifen zu lassen.
Der
Ansatz ist gerade in Verbindung mit mobilen Geräten attraktiv, die der
User direkt in den Händen hält. "Wenn man die Hand bewegt, bekommt man
das Gefühl, dass man mit einem 3D-Objekt hantiert", erklärt Francone.
Zwei Demovideos der Forscher zeigen, dass dabei der 3D-Effekt auf dem
iPad stärker wirkt als auf dem iPhone. "Desto größer der Bildschirm,
desto leichter kann man Objekte daraus 'hervortreten' lassen", erläutert
der Informatiker. Der Ansatz ist somit besonders gut für Tablets
geeignet.
Anregung für die aktuelle
Arbeit war ein Experiment, das der mittlerweile für Google tätige Johnny
Chung Lee 2007 an der Carnegie Mellon University durchgeführt hat.
Dabei waren es die Sensoren einer Wiimote, die zum Kopf-Tracking zum
Einsatz kamen, um das Bild auf einem Fernseher anzupassen. Wenngleich
die Idee somit aus dem TV-Bereich stammt, ist sie für mobile Geräte wohl
interessanter. Denn die meisten TV-Konsumenten sitzen doch relativ
still auf dem Sofa, sodass sich ihre Perspektive kaum ändern würde.
Gerade Änderungen des Blickwinkels sorgen aber in den Demos der Forscher
aus Grenoble für ein besonders intensives 3D-Gefühl.
Da der
Ansatz der Franzosen keinerlei spezielle Hardware erfordert, sondern mit
der frontseitigen Kamera einfach ein Standardfeature der aktuellsten
Mobilgerätegeneration nutzt, könnte er sehr schnell zum Praxiseinsatz
kommen. Neben offensichtlichen Bereichen wie Entertainment und Games
ortet Francone dabei auch Potenzial für ernsthaftere Anwendungen. Wie
speziell das Beispiel der Schachtel voll App-Icons demonstriert, kann
der 3D-Ansatz nämlich einen größeren kontinuierlichen Arbeitsbereich
bereitstellen, als das mit herkömmlichen 2D-Ansichten möglich ist. (pte)