Buchtipp: Im unsichtbaren Wien
Fotografien von Gerhard Roth
Der Schriftsteller Gerhard Roth verwendet seit vielen Jahren
den Fotoapparat wie eine Sonde, die ihm beim Beobachten und Aufspüren
hilft. Nicht die »schöne« Fotografie, sondern alles, was nebensächlich
und selbstverständlich scheint, interessiert ihn, das Alltäglichste vor
seiner Haustür. Lange Zeit war ihm der Fotoapparat ein Hilfsmittel, eine
andere Form, Notizen zu verfassen, ein Erinnerungsspeicher außerhalb
des eigenen Kopfes.
In Wien entstanden in 23 Jahren mehr als
10.000 Fotografien. Roth hat auf seinen Streifzügen zahlreiche
verborgene Orte aufgesucht: den Narrenturm ebenso wie das
Wittgensteinhaus, das Mumiendepot im KHM ebenso wie die Depots im
Naturhistorischen Museum oder das Gehörloseninstitut. Er suchte das
Flüchtlingslager Traiskirchen auf und den Jüdischen Friedhof in der
Seegasse. Ein anderes Wien wird so sichtbar, das Wien der unbekannten,
geheimen, der vergessenen, der tabuisierten Orte. Das Wien der
Mauerflecken, eine Welt imaginärer Landkarten, die Roth mit großer
Leidenschaft für sich entdeckt hat. Das Buch ist im Brandstätter Verlag erschienen und kostet 49,90 Euro.