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Ausstellung und Buch: Der Frieden trägt den Namen einer Frau

Ann-Christine Woehrl, Cornelia von Schelling: Der Frieden trägt den Namen einer Frau. Kolumbien im Wandel. Edition Lammerhuber November 2019. ISBN 978-3-903101-68-5. Preis: 49,90 Euro

Ann-Christine Woehrl, Cornelia von Schelling: Der Frieden trägt den Namen einer Frau. Kolumbien im Wandel. Edition Lammerhuber November 2019. ISBN 978-3-903101-68-5. Preis: 49,90 Euro (c) Edition Lammerhuber

Für das Buch „Der Frieden trägt den Namen einer Frau“ haben die Fotografin Ann-Christine Woehrl und die Autorin Cornelia von Schelling haben von 2017 bis 2019 zahlreiche Interviews mit sechs ehemaligen FARC-Kämpferinnen geführt und deren erschütternde Lebensgeschichten dokumentiert. Die sechs Biografien sind exemplarisch für den Weg von über 3.000 Rebellinnen, die trotz größter Widerstände alles tun, um sich in die kolumbianische Gesellschaft zu integrieren.

Heute kämpfen die Ex-Rebellinnen für ihre Reintegration in die Gesellschaft, für Versöhnung und Frieden in ihrem gespaltenen Land. Passend dazu wurde der Buchtitel nach einem Liedtitel der berühmten kolumbianischen Sängerin „La Grande Negra“ gewählt: „La paz tiene nombre de mujer“, auf deutsch: „Der Frieden trägt den Namen einer Frau“.

Was war die FARC?

Die größte Guerilla-Organisation der Welt bestand zu 40 Prozent aus Frauen. Bei der FARC herrschte Gleichberechtigung – die Rebellinnen ließen die klassische Rollenverteilung hinter sich. Nun fühlen sie sich berufen, für die Interessen der Frauen in der traditionellen kolumbianischen Gesellschaft zu kämpfen. Im November 2016 wurde nach 53 Jahren blutigem Bürgerkrieg und langwierigen Verhandlungen der Friedensvertrag zwischen der kolumbianischen Regierung und den FARC-Rebellen unterzeichnet. 7.000 Guerilleros wurden auf Übergangscamps verteilt und übergaben ihre Waffen der UNO. Präsident Manuel Santos erhielt den Friedensnobelpreis 2016.

Die FARC-Kämpferin Milena (c) Ann-Christine Woehrl / Edition Lammerhuber

Milena, eine der porträtierten Frauen in dem Buch, sagt über sich: „Bei der FARC entwickelte ich ungeahnte Kräfte, weil wir miteinander für etwas kämpften. Ich gab alles als Guerillera − und wurde zur Frauenkämpferin, auch weil ich selbst erfahren habe, wie machtlos Frauen in der männerdominierten Gesellschaft Kolumbiens sind.“

Bogotá, Jänner 2018: Milena mit ihrer Tochter Dalila
bei der Pressekonferenz. (c) Ann-Christine Woehrl / Edition Lammerhuber

Die Fotografin

Ann-Christine Woehrl (Jahrgang 1975) arbeitet als freischaffende Fotografin. Der Fokus ihrer Arbeit liegt auf sozialen Themen, Menschenrechten und Religionen in Afrika, Lateinamerika und Südasien. Ihre beiden letzten Projekte IN/VISIBLE und SHADED MEMORIES wurden international veröffentlicht, in Ausstellungen und Festivals gezeigt und prämiert und wie auch das hier vorgestellte Buch in der Edition Lammerhuber in Buchform publiziert. Ihr Projekt „Der Frieden trägt den Namen einer Frau“ wurde von der deutschen VG Bild/Stiftung Kulturwerk gefördert.

Die Autorin

Cornelia von Schelling wuchs in Kolumbien und Brasilien auf. Sie ist promovierte Amerikanistin und Autorin zahlreicher Sachbücher und Biografien. Unter anderem erschienen von ihr und Ann-Christine Woehrl „Die Frauen von Havanna“ und „Die Rebellentochter – die Lebensgeschichte einer jungen kolumbianischen Guerillera“, aufgezeichnet im Frauengefängnis von Bogotá.

Die Ausstellung

Bis zum 29. März 2020 läuft im Münchner Museum Fünf Kontinente (80538 München, Maximilianstraße 42) die gleichnamige Ausstellung zum Buch. Bei der Eröffnung am 22. November 2019 war neben der Fotografin Ann-Christine Woehrl auch Milena Reyes, eine der im Buch porträtierten Frauen und Ex-Rebellin der FARC, anwesend. Sie ist auch auf dem Cover abgebildet.

Einen Eindruck der Ausstellung gibt folgende Beschreibung des Museum: „Die Besucher*innen der Ausstellung werden sogartig in die dramatischen Biografien der Ex-Rebellinnen hineingezogen. Visuell begleitet man die ungeheuren Herausforderungen, die diese Frauen seit ihrer Rückkehr ins zivile Leben meistern müssen – und wollen. Man folgt ihnen von der Übergangszone nach Bogotá und zu ihren Familien in weit entfernte Regionen des Landes, bis ins Exil im Ausland. Ihre Geschichten geben Antwort auf existentielle Fragen zu ihren Biografien: Wie lebten sie in ihren meist bitterarmen Familien, bevor sie sich der revolutionären Organisation anschlossen? Was trieb sie als junge Mädchen zur FARC? Wie erlebten sie den jahrelangen bewaffneten Kampf – die Bombardements der Armee, die blutigen Kämpfe gegen die Paramilitärs, die nächtelangen Märsche durch den Urwald? Für welche Ideale setzten sie ihr Leben ein? Und – ein entscheidender Aspekt – welche Position hatten die Frauen bei der FARC?“

Weitere Informationen unter https://edition.lammerhuber.at/buecher/der-frieden-traegt-den-namen-einer-frau-kolumbien-im-wandel und www.museum-fuenf-kontinente.de/ausstellungen/der-frieden-traegt-den-namen-einer-frau.