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Friedl Kubelka vom Gröller: Fotografien und Filme 1968–2018

Friedl Kubelka: "Das erste Jahresportrait (Teil 1 von 11 Teilen)",1972/73; Schwarz-Weiß- und Farbfotografien, kaschiert auf Karton

Friedl Kubelka: "Das erste Jahresportrait (Teil 1 von 11 Teilen)",1972/73; Schwarz-Weiß- und Farbfotografien, kaschiert auf Karton (c) Sammlung Generali Foundation – Dauerleihgabe am Museum der Moderne Salzburg, Bildrecht, Foto: Werner Kaligofsky

Die Ausstellung „Das Ich im Spiegel des Anderen. Fotografien und Filme 1968–2018 von Friedl Kubelka vom Größer“ wurde Jürgen Tabor kuratiert.

Seit den späten 1960er-Jahren arbeitet Friedl Kubelka vom Gröller (1946 London, UK – Wien, AT) an einem Werk, das weitverzweigte Bezugspunkte zur konzeptuellen Fotografie, zum Avantgarde- und Experimentalfilm, zur feministischen Kunst und zur Freud’schen Psychoanalyse aufweist. Diese Ebenen finden im Hauptinteresse der Künstlerin zusammen: der Erkundung der psychologischen Kraft des Porträts. Kubelka vom Gröller erweitert in ihren Werken die gewohnte zeitliche Begrenzung von Fotografie und Film. Sie schafft dadurch Bildformen, die es ermöglichen, hinter die Fassade der reinen Inszenierung zu blicken. Beispielhaft dafür sind groß angelegte Fotoreihen wie die Tagesportraits (1976), die Jahresportraits (1972–fortlaufend) oder das Lebensportrait Louise Anna Kubelka (1978–1996), mit denen die Künstlerin über den Zyklus eines Tages, über ganze Jahre oder eine Lebensspanne hinweg ihre eigene Veränderung oder die anderer Menschen verfolgt. Die Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten des Porträts steht auch im Mittelpunkt des filmischen Oeuvres, das Kubelka vom Gröller parallel zum fotografischen Werk entwickelt hat.

Das Ich im Spiegel des Anderen. Fotografien und Filme 1968 – 2018 ist die erste Personale in der seit 2014 in Zusammenarbeit mit der Generali Foundation stattfindenden Reihe der Sammlungsausstellungen und präsentiert mit Friedl Kubelka vom Gröller eine der wichtigsten Positionen der österreichischen Fotografie. „Ich freue mich sehr, dass Jürgen Tabor als Kurator der Sammlung Generali Foundation mit dieser Personale neue Akzente setzt und das Potential der an unserem Haus betreuten Sammlungen anhand des so wichtigen Werkes von Kubelka vom Gröller vorführt. Wir werden in Zukunft neben den bewährten Themenausstellungen auch immer wieder künstlerische Einzelpositionen aus unseren Sammlungsbeständen – der Sammlung Generali Foundation, der Fotosammlung des Bundes und der museumseigenen Sammlung – präsentieren“, erklärt Thorsten Sadowsky, Direktor. Inhaltlich greift die Ausstellung Kubelka vom Gröllers Faszination für das psychologische Porträt auf. „Dieses besitzt das Potenzial, uns eine tiefere Begegnung mit uns selbst und mit anderen Menschen zu ermöglichen – vor allem auch, weil es mit dem Versuch verbunden ist, die Menschen offen, direkt und unbeschönigt zu zeigen. Wichtige Leihgaben der Künstlerin sowie die hochkarätigen Bestände am Museum der Moderne Salzburg ermöglichen dies in einem Umfang wie selten zuvor“, so Jürgen Tabor, Kurator Sammlung Generali Foundation.

Bereits 1972 erkannte Kubelka vom Gröller, die sich später auch zur Psychoanalytikerin ausbilden ließ, in der Fotografie und im Film eine Sprache, deren psychologisches Potenzial sie als weitgehend ungenutzt empfand. Ihr Erstes Jahresportrait (1972–73), eine aus 365 Fotos zusammengesetzte Porträtreihe, die für viele spätere Werkgruppen der Künstlerin beispielgebend wurde, richtete sich gegen die Auffassung von Fotografie als ein Medium des Flüchtigen, das stets auf der Suche nach dem einen entscheidenden Moment ist. In den Fotoarbeiten und Filmen der Künstlerin wird das Porträt zu einem Mittel der Annäherung und der Erkundung von Identitäten, von psychischen Veranlagungen, Stimmungen und Emotionen. Immer ist hierbei auch sie selbst involviert: als Objekt der Untersuchung oder als interagierendes, empathisches Gegenüber. Kubelka vom Gröllers Fotografien und Filme zeichnen sich durch ihre herausfordernde Direktheit und die Verweigerung einer manipulierenden Nachbearbeitung aus. Im Vordergrund ihrer Arbeiten steht nicht die perfekte ästhetische Oberfläche, sondern der Prozess der Einfühlung, das Schaffen von Nähe, Intimität und Offenheit, die bis zur Grenze der Scham und darüber hinaus reicht. 

Der im Ausstellungstitel verwendete Name der Künstlerin bezieht sich auf ihre beiden Tätigkeitsfelder – auf die Fotografin Friedl Kubelka und die Filmemacherin Friedl vom Gröller. Die Ausstellung würdigt Friedl Kubelka vom Gröller nicht nur als eine Pionierin der konzeptuellen Fotografie und des Experimentalfilms, sondern auch als eine der bemerkenswertesten österreichischen Künstlerinnen der vergangenen Jahrzehnte. Das Museum der Moderne Salzburg bietet nun die seltene Gelegenheit, ihr Werk in einer umfassenden Zusammenschau von Fotoarbeiten und Filmen zu sehen.

Friedl Kubelka vom Gröller:
„Das Ich im Spiegel des Anderen. Fotografien und Filme 1968–2018“ 
Museumder Moderne
21. März – 4. Oktober 2020
Mönchsberg 32, 5020 Salzburg
Öffnungszeiten: Di–So 10–18 Uhr, Mi 10–20 Uhr 
Tel.: +43 (0)662 / 84 22 20
www.museumdermoderne.at

Begleitprogramm: Kuratorenführung mit Jürgen Tabor am 29. April 2020, 18.30 Uhr  und 29. Juli 2020, 16 Uhr Teilnahme frei mit Museumsticket.