Aktuell Kamera Produktneuheiten

Sony Alpha 7R IV, die Vollformat-Gigantin

(c) Klaus Lorbeer

Obgleich die Alpha 7R IV (von Sony auch als ILCE-7RM4 bezeichnet) die Alpha 7 mit der höchsten Auflösung ist, bleibt Sony dem kompakten Formfaktor der Alpha 7R III treu, nicht ohne dabei den Griff ergonomisch zu verbessern, wodurch die Kamera nun wesentlich besser in der Hand liegt. 

Doch zunächst zum Sensor:  Der neu entwickelten rückwärtig belichteten 35-mm-(Vollformat)-CMOS-Bildsensor ist der weltweit erste Vollformat-Sensor, der eine Auflösung von 61 Megapixel (MP) bietet. Durch eine höhere Pixelanzahl auf gleicher Fläche (35 mm) sinkt die Lichtempfindlichkeit, da die einzelnen Pixel weniger Licht aufnehmen können, womit die Gefahr des Bildrauschens bei schlechteren Lichtverhältnissen steigt. Mit entsprechenden Algorithmen wird deswegen das Bildrauschen von den Herstellern reduziert. FOTOobjektiv hat die Kamera bereits zwei Tage in Irland ausprobiert und kann nach ersten Eindrücken festhalten, dass Sonys Rauschunterdrückung bei der Alpha 7R IV sehr effektiv arbeitet. Die erzielte Bildqualität ist beeindruckend hoch. Darüber hinaus bietet die Kamera einen großen Dynamikumfang von 15 Stufen bei niedriger Empfindlichkeit, wodurch Bilddetails auch in dunklen Schatten und hellen Lichtern erhalten bleiben. Für eine korrekte Farbwiedergabe sorgen weitere von der Alpha 9 übernommene Algorithmen.

Umso höher die Auflösung, desto leichter können Verwacklungen entstehen. Diesen wirkt Sony mit einer 5-achsige Bildstabilisierung in der Kamera entgegen, das für die hochauflösenden Aufnahmefunktionen dieser Kamera optimiert wurde, sodass ein Verschlussgeschwindigkeitsvorteil von 5,5 Stufen (gemäß CIPA-Standard (nur Neigen/Schwenken, Langzeitbelichtung NR deaktiviert, bei verwendetem Planar T* FE 50 mm F1,4 ZA Objektiv) erreicht werden kann. Auch der Verschluss wurde angepasst, um auch hier geringe Bewegungen zu reduzieren, die sonst zu Verwacklungen führen könnten.

Noch mehr Auflösung dank Pixel Shift 

Mit 61 Megapixel ist bei der Alpha 7R IV aber noch nicht Schluss: Dank der Pixel-Shift-Multi-Shooting-Technik können Bilder mit einer Auflösung von beeindruckende 240,8 Megapixel erstellt werden. Das funktioniert so: In diesem Modus verstellt die Kamera den Sensor exakt in 1- oder 0,5-Pixel-Schritten, dies erfolgt 16-Mal, wodurch man 16 einzelne Aufnahmen in voller Auflösung mit insgesamt 963,2 Mio. Pixeln erhält. Die Zusammensetzung der Bilder erfolgt außerhalb der Kamera mit Hilfe des Imaging Edge-Computerprogramms (Version 2.0 oder höher) zu einem Bild mit den bereits erwähnten 240,8 Mio. Pixeln (19.008 x 12.672 Pixel). Der Pixel-Shift-Multi-Shooting-Modus eignet sich insbesondere für Architekturaufnahmen, Kunstfotografie und Stillleben. Das Ergebnis sind Bilder mit einer extrem hohen Detail- und Farbgenauigkeit.

Bester elektronischer Sucher aller Sony-Kameras

Der Sucher der Alpha 7R IV ist mit der höchsten Auflösung aller Kameras von Sony ausgestattet: der elektronische OLED-Tru-Finder bietet eine UXGA-Auflösung mit 5,76 Mio. Pixeln. Das ist rund die 1,6-fache Auflösung des Suchers der Alpha 7R III. Für die optimale Anpassung an Motiv und Aufnahmebedingungen können eine standardmäßige oder hohe Anzeigequalität und eine Bildwiederholrate von 60 oder 120 Bildern pro Sekunde eingestellt werden.

Hohe Aufnahme- und Fokussiergeschwindigkeit

Die Alpha 7R IV bietet eine Serienbildgeschwindigkeit von bis zu 10 Bildern pro Sekunde mit durchgängigem AF-/AE-Tracking für ca. 7 Sekunden, wobei die Bilder jeweils in voller Auflösung im Vollformat mit 61 MP (JPEG/RAW) auf der Speicherkarte landen. Werden Bilder im auf APS-C-Größe zugeschnittenen Format aufgenommen (diese haben eine Auflösung von 26,2 MP) verlängert sich die Aufnahmezeit um das Dreifache. 

Das ebenfalls verbesserte Fokussiersystem der Alpha 7R IV umfasst 567 AF-Phasendetektionspunkte, die rund 74 Prozent des Bildbereichs abdecken, sowie 425 AF-Kontrastpunkte für zusätzliche Genauigkeit und Zuverlässigkeit bei schwachem Licht und sonstigen Aufnahmesituationen, für die sich der Kontrast-AF optimal eignet. Die höhere AF-Sensordichte und die überarbeiteten Tracking-Algorithmen der neuen Kamera verbessern die Tracking-Leistung deutlich, sodass nun auch komplexe oder plötzliche Bewegungen des Motivs zuverlässig und genauer als je zuvor verfolgt werden.

10 Bilder pro Sekunde mit voller Auflösung: Das ist schnell genug, um den passenden Moment einzufangen. (Anm.: Die Auflösung der Bilder wurde für die Webdarstellung heruntergerechnet. Die unkomprimierte JPEG-Größe ist 172,3 MB, komprimiert benötigt das hier abgebildete Bild 35,9 MB Festplattenplatz.) Objektiv: FE 90mm F2.8 Macro G OSS; 90mm; f/4,0; 1/2000; ISO600 (c) Klaus Lorbeer

Autofokus mit Augenerkennung

Die Alpha 7R IV unterstützt zudem Echtzeit-AF mit Augenerkennung, der die Augenposition mithilfe künstlicher Intelligenz in Echtzeit erkennt und verarbeitet und das Auge des Motivs so durchgängig fokussiert. Diese Funktion ist für Menschen und Tiere verfügbar (ob Tier- oder Menschenaugen erkannt werden sollen, kann extra eingestellt werden) und funktionierte bei einem ersten Hands-on-Test extrem zuverlässig. Da Sony die Software-Algorithmen in der Kamera gründlich überarbeitet und erneuert hat, gibt es nun für die Echtzeit-Tracking-Funktion einen neu entwickelten Motiverkennungsalgorithmus, der für noch präzisere Motivverfolgung und dauerhaftes Fokussiersystem-Tracking sorgt. Der Anti-Flimmer-Aufnahmemodus erkennt automatisch Neonlicht und künstliche Beleuchtung und minimiert entsprechende Auswirkungen auf das endgültige Bild. Dabei wird ausschließlich 100-Hz- und 120-Hz-Flimmern erkannt, zudem kann die Serienaufnahmegeschwindigkeit sinken. Flimmerfreie Aufnahmen sind nicht bei Geräuschlosschaltung, BULB-Belichtung und Filmaufnahmen verfügbar.

Drahtlose Vernetzung für professionelle Workflows

Damit der Workflow möglichst reibungslos vonstatten geht ist die Alpha 7R IVmit drahtloser WLAN-Funktionalität ausgestattet (2,4-GHz-Band und 5-GHz-High-Speed-Band). Auch eine drahtlose PC-Remote-Vernetzungsfunktion (drahtlose Tethering-Aufnahmen) ist erstmal bei Sony-Kameras verfügbar. Diese Funktion wurde von vielen Profis für Studio- und Vor-Ort-Aufnahmen gewünscht – da sich beim Shooting Fotografen sich nun ungehindert bewegen können.

Die Kamera verfügt erstmals über einen USB-C-Anschluss (USB 3.2 Gen 1), der die Datenübertragungsrate in Kombination mit der Imaging-Edge-Software gegenüber der Alpha 7R III fast verdoppelt. Für Profis sehr interessant: Die Kamera kann im Hintergrund per FTP-bereits Bilddaten übertragen und an einen angegebenen FTP-Remote-Server senden, während der Fotograf die Bilder noch aufnimmt oder sichtet.

Sony hat zudem die Version 2.0 der Imaging-Edge-Desktopanwendungen (Remote/Viewer/Edit) angekündigt. Mit „Remote“ können Benutzer über den PC-Bildschirm Kameras steuern und Live-Aufnahmen überwachen. Mit „Viewer“ lassen sich Fotos auch in großen Bibliotheken schnell als Vorschau anzeigen, bewerten und auswählen. Mit „Edit“ lassen sich aus RAW-Daten hochwertige Aufnahmen erstellen.

Für die möglichst unkomplizierte Bildübertragung kann die Kamera mit der neuesten Version der Imaging-Edge-Mobile-Anwendung von Sony Bilder nun auch bei Trennung von der Stromversorgung an ein verbundenes Smartphone übertragen.

Die Alpha 7R IV als 4K-Filmkamera 

Mit 4K-Videoaufzeichnungen (3.840 x 2.160 Pixel) und vollständiger Pixelanzeige ohne Pixel-Binning im Super-35-mm-Modus ist die Alpha 7R IV  auch eine hervorragende Filmkamera, die 4K-Inhalte mit hohem Detailreichtum und herausragender Tiefe liefert. S-Log 2 und S-Log 3 sorgen zudem für eine sehr flexible Farbgestaltung und S-Log 3 bietet einen Dynamikumfang mit bis zu 14 Stufen. Auch HLG (Hybrid Log-Gamma) ist mit der Alpha 7R IV verfügbar, um direkte HDR-Workflows zu unterstützen.

Den Autofokus steuert im Filmmodus ein Hybrid-Autofokussystem, das sich auch nicht vom Motiv ablenken lässt, wenn sich vorübergehend ein Gegenstand vor das Motiv schiebt. Per Touch-Tracking-Funktion für Filmaufnahmen kann das gewünschte Motiv außerdem mit nur einer Berührung des Displays erfasst werden.

Sehr positiv: Der Echtzeit-AF mit Augenerkennung funktioniert auch im Videomodus. Die Touch-Tracking-Funktion startet den AF mit Augenerkennung zudem automatisch bei Auswahl einer Person als Motiv.

Erwähnenswert ist auch die neue Digital-Audio-Schnittstelle am Multi Interface Shoe (MI-Schuh) der Kamera, über die sich das neue ECM-B1M Shotgun-Mikrofon für hochwertige rauscharme Audioaufnahmen oder das  XLR-Adapter-Kit (XLR-K3M ) direkt anschließen lässt. 

Weitere Funktionen sind unter anderem Intervallaufnahmen für Zeitraffervideos sowie Full-HD-Aufnahmen mit bis zu 120 Bildern pro Sekunde, Zeitlupe und Zeitraffer.

Wünsche der Fotografen berücksichtigt

Design und Bedienmöglichkeiten der Alpha 7R IV wurden überarbeitet, wobei laut Sony viele Fotografen-Wünsche berücksichtigt wurden. Der Staub-und Spritzwasserschutz wurde weiter verbessert. Dazu wurden alle Verbindungsstellen am Gehäuse, die Akkufachabdeckung und die Mediensteckplätze zusätzlich abgedichtet. Darüber hinaus besteht die Kamera aus einer ultraleichten und ultrabeständigen Magnesiumlegierung und ist mit einem überarbeiteten extrafesten Objektivanschluss mit sechs Schrauben ausgestattet.

Der neu gestaltete Griff wurde bereits erwähnt, hinzu kommt der größere Durchmesser und das optimierte Feedback der AF-EIN-Taste, der neu designte Mehrfachauswahl-Joystick für die spontane Steuerung, eine Sperrtaste für das Belichtungskorrekturrad und eine neue Form und Position des rückseitigen Drehrads. Auf Wunsch vieler Profi-Fotografen ist die neue Kamera zudem mit zwei UHS-II-kompatiblen Mediensteckplätzen ausgestattet, wobei auch die Anordnung umgedreht wurde und sich die erste Karte oben und die zweite unten befindet (bisher war es umgekehrt).

Die Alpha 7R IV ist mit zwei UHS-II-kompatiblen SD-Karten-Steckplätzen ausgestattet. (c) Sony

Für einen höheren Bedienkomfort wurden die Möglichkeiten zum Speichern von Einstellungen erweitert. Fast alle Kameraeinstellungen lassen sich nun auf einer Speichersteckkarte speichern und von dieser laden. Auf einer Karte können bis zu zehn Kombinationen gespeichert und in jedes Kameragehäuse desselben Typs geladen werden.

Trotz der 1,5-fachen Pixelzahl wurde auch die Akkulaufzeit verbessert – mit einer CIPA-Messung von bis zu 670 Fotoaufnahmen (über LC-Display, 530 Aufnahmen über elektronischen Sucher) pro Ladevorgang. Um die Betriebsdauer weiter zu verlängern, steht ein optionaler Batteriegriff (VG-C4EM-Vertikalgriff) zur Verfügung, der zwei NP-FZ100-Akkus fasst und der optionale Mehrfachakkuadapter (NPA-MQZ1K) kann bis zu vier Z Akkus aufnehmen. Zudem lässt sich das Gehäuse über den USB-Anschluss mit Strom versorgen.

Neues Zubehör

Gleichzeitig mit der Alpha 7R IV führtSony neues Zubehör ein:

Vertikalgriff VG-C4EM: Dieser Griff wird bei verbesserter Staub- und Wasserbeständigkeit und identischem Design genau wie die Alpha 7R IV bedient und gehandhabt und bietet eine verdoppelte Akkulaufzeit. Akkus können zudem per USB über das Kameragehäuse geladen werden. Der VG-C4M ist um 449 Euro ab September 2019 erhältlich.

ECM-B1M Shotgun-Mikrofon: Dieses kompakte Mikrofon mit einer Länge von ca. 99,3 cm (4 Zoll) mit Super-Richtcharakteristik ist mit acht hochleistungsfähigen Mikrofonkapseln und moderner digitaler Signalverarbeitung mit drei auswählbaren Richtungsmustern ausgestattet. Durch Anschluss an die Alpha 7R IV über den Multi Interface Shoe mit integrierter Digital-Audio-Schnittstelle wird der Ton digital direkt an die Kamera übertragen, um höchste Qualität ohne Rauschen oder Verluste zu erreichen. Das ECM-B1M ist für 379 Euro ab September 2019 verfügbar.

XLR-K3M XLR-Adapter-Kit: Zwei XLR/TRS-Kombi-Anschlüsse und eine 3,5-mm-Stereo-Mini-Buchse als Mikrofon- und Line-Eingang mit umfassender Steuerung erleichtern die Nachbearbeitung. Der Anschluss an die Alpha 7R IV erfolgt ebenfalls über den Multi Interface Shoe und ermöglicht  eine direkte digitale Tonübertragung mit höchster Aufnahmequalität ohne Rauschen oder Verluste. Ein Audio-Verlängerungskabel wird mitgeliefert. Das XLR-Adapter Kit kostet 649 Euro und kommt im Oktober 2019 in den Handel.

Einen ausführlichen Test der Kamera lesen Sie in FOTOobjektiv 208.