Das Thema des diesjährigen SOHO-Ottakring-Festivals steht unter dem Motto „Wie meinen? Über Meinungsfreiheit und das Ringen um sie“. Im Herbst 2019 wurden 14 Künstlerinnen und Künstler – einzeln oder im Kollektiv – eingeladen, themenbezogene Arbeiten in verschiedenen Kontexten zu entwickeln und sie während des Festivals im Rahmen einer Ausstellung im „Alten Kino“ und im „Alten Museum“ des Ottakringer Sandleitenhofs zu zeigen. Da dies nun nicht möglich ist werden die Arbeiten nun in einem Online-Format präsentiert: Während des Festivalzeitraums wird auf der Website von SOHO in Ottakring täglich eine neue Arbeit zu sehen sein.
Nachfolgend sollen insbesondere die Foto- und Videoarbeiten vorgestellt werden.
Foto-Film „Das kommt von innen“ von Lena Rosa Händle
Lena Rosa Händle kombiniert Textauszüge von Rosa Luxemburg („Briefe aus dem Gefängnis“, 2017 und „Zur russischen Revolution“, 1918) mit Medienbildern, Tier- und Naturbildern sowie mit Bildern, die Symbole westlicher Freiheit aufgreifen, zu einem essayistischen Foto-Film.
Rosa Luxemburg verbindet in ihrem Denken politische Freiheit mit sozialer Gerechtigkeit und erinnert daran, dass Freiheiten im Neoliberalismus wenige privilegieren und viele diskriminieren.
Verschiedene Assoziationsketten und Bedeutungsebenen zur aktuellen politischen Situation während der Coronapandemie verbinden sich mit Rosa Luxemburgs Tier- und Naturbeoachtungen. Die Coronakrise zeigt gesellschaftliche Zustände besonders deutlich auf. Die neoliberale Globalisierung und ihr Umgang mit Natur und Mensch sind an der Entstehung und Verbreitung des Virus mitverantwortlich. Fragen nach Freiheit und Freiheitseinschränkungen werden durch die Pandemie neu gestellt.
Lena Rosa Händle wurde1978 in Berlin geboren und ist Künstlerin, Fotografin und Lehrende. Sie wurde mit zahlreichen Anerkennungen und Förderungen ausgezeichnet, ihre Arbeiten sind u.a. in der staatlichen Kunstsammlung Dresden, in der Sammlung des Wien Museums (MA7) und im Schwulen Museum Berlin vertreten.
Videoaufzeichnung einer Tanzperformance „Dance, Dance, Dance“ von Christina Werner
Mitwirkende: Christina Werner, Performerinnen & Stimmen: Denise Palmieri, Iris Dittler, Lisa Kortschak, Magdalena Schlesinger, Nora Jacobs
Über das Stück schreibt Sabrina Mandanici, Kunstkritikerin und Schriftstellerin: „Im Wiener George-Washington-Hof inszeniert, entstand das Performancevideo „Dance, Dance, Dance“ (2019) aus einer vielfältigen Recherche, die mit der Geschichte und dem Namen des Gebäudes begann. Während ihr Schwerpunkt auf der Bauzeit, der gleichzeitig stattfindenden Arbeiterbewegung der Stadt und auf der Umwandlung der Gegend in ein Geschäftsviertel lag, erfuhr Werner auch von George Washingtons Liebe zum Tanz. Ihr Video zeigt fünf Performerinnen, die eine Choreografie präsentieren, die Elemente von Modernem Tanz, Gymnastik und Kinematik zusammenführt und von Werner in historischen Handbüchern und Archiven gefunden wurde. Während ihres Auftritts hört man sie »Lift your voices!« (Erhebt eure Stimmen!) und andere ermutigende, von Werner aus Texten und Liedtexten zusammengestellte Aufforderungen rufen. Das Stück überzeugt aufgrund seiner absichtlichen Unvollkommenheiten, wie etwa die kleinen Abweichungen in den Bewegungen und im Zeitablauf der Tänzerinnen, die wirken, als würden sie sich bewusst der Idee einer einheitlichen Gruppe widersetzen. Angesichts des aktuellen politischen Klimas birgt das Beobachten dieser unterschiedlichen Bewegungen und Körper eine Art von Trost – wie Gesten des Widerstands oder das Auffinden von etwas verloren Geglaubtem.“
Christina Werner studierte Fotografie und Bewegtbild bei Prof. Tina Bara und Medienkunst bei Prof. Alba D‘Urbano an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Werners derzeitige künstlerische Arbeiten beschäftigen sich mit dem wieder-erstarkenden Nationalismus, Erinnerungskultur und Repräsentationsfragen.
Fotografien: „Die kurdische Alm und das Auge des Ethnographen. Dokumentation einer verleugneten Existenz“ von Mehmet Emir
Werner Finke (1942 – 2002) war ein Ethnologe, der über drei Jahrzehnte regelmäßig in die Türkei reiste und audiovisuelle Dokumentationen und ethnographische Sammlungen in den von Kurden bewohnten Regionen erstellte.
Ab 1966 bis 2002 durchquerte er die ostanatolischen Provinzen und war fasziniert von den Bewohnern und der Bergwelt in dem türkischen Grenzgebiet zum Iran und Irak – eine Faszination, die ihn Jahr für Jahr wieder in das Gebiet führte. Insbesondere seit der Gründung der türkischen Republik, als die Existenz der Kurden in den türkischen Gebieten verschwiegen und ihre Sprache verleugnet wurden, konnten ihr soziales Leben und ihre politischen Bestrebungen weder in einem nationalen noch in einem internationalen Kontext thematisiert werden. Trotzdem führte Finke die audiovisuellen Dokumentationen weiter.
Diese Präsentation, zusammengestellt vom Künstler Mehmet Emir, zeigt einzigartiges, noch unpubliziertes Material über das Leben der Viehzüchter auf den Sommerweiden in den frühen 1970er Jahre.
Mehmet Emir ist Künstler mit Schwerpunkt Fotografie. Er arbeitet außerdem als Kolumnist, Musiker und Sozialarbeiter. Emir studierte kontextuelle Malerei bei Prof. Hans Scheirl an der Akademie der bildenden Künste Wien, und hatte Ausstellungen unter Anderem in London, New York und Istanbul. 2012 erschien das Buch „Ich bin immer noch in Wien“, in dem er seine Briefe an seine in der Türkei lebenden Eltern veröffentlichte. 2016 erhielt er das silberne Verdienstzeichen der Stadt Wien. Aktuell arbeitet er an der Akademie der Wissenschaften am Institut für Sozialanthropologie und ACDH-Austrian.
Näheres zum Programm von SOHO Ottakring finden Interessierte ab 15. Mai auf der Website von www.sohoinottakring.at.
Das Thema des diesjährigen SOHO-Ottakring-Festivals steht unter dem Motto „Wie meinen? Über Meinungsfreiheit und das Ringen um sie“. Im Herbst 2019 wurden 14 Künstlerinnen und Künstler – einzeln oder im Kollektiv – eingeladen, themenbezogene Arbeiten in verschiedenen Kontexten zu entwickeln und sie während des Festivals im Rahmen einer Ausstellung im „Alten Kino“ und im „Alten Museum“ des Ottakringer Sandleitenhofs zu zeigen. Da dies nun nicht möglich ist werden die Arbeiten nun in einem Online-Format präsentiert: Während des Festivalzeitraums wird auf der Website von SOHO in Ottakring täglich eine neue Arbeit zu sehen sein.
Nachfolgend sollen insbesondere die Foto- und Videoarbeiten vorgestellt werden.
Foto-Film „Das kommt von innen“ von Lena Rosa Händle
Lena Rosa Händle kombiniert Textauszüge von Rosa Luxemburg („Briefe aus dem Gefängnis“, 2017 und „Zur russischen Revolution“, 1918) mit Medienbildern, Tier- und Naturbildern sowie mit Bildern, die Symbole westlicher Freiheit aufgreifen, zu einem essayistischen Foto-Film.
Rosa Luxemburg verbindet in ihrem Denken politische Freiheit mit sozialer Gerechtigkeit und erinnert daran, dass Freiheiten im Neoliberalismus wenige privilegieren und viele diskriminieren.
Verschiedene Assoziationsketten und Bedeutungsebenen zur aktuellen politischen Situation während der Coronapandemie verbinden sich mit Rosa Luxemburgs Tier- und Naturbeoachtungen. Die Coronakrise zeigt gesellschaftliche Zustände besonders deutlich auf. Die neoliberale Globalisierung und ihr Umgang mit Natur und Mensch sind an der Entstehung und Verbreitung des Virus mitverantwortlich. Fragen nach Freiheit und Freiheitseinschränkungen werden durch die Pandemie neu gestellt.
Lena Rosa Händle wurde1978 in Berlin geboren und ist Künstlerin, Fotografin und Lehrende. Sie wurde mit zahlreichen Anerkennungen und Förderungen ausgezeichnet, ihre Arbeiten sind u.a. in der staatlichen Kunstsammlung Dresden, in der Sammlung des Wien Museums (MA7) und im Schwulen Museum Berlin vertreten.
Videoaufzeichnung einer Tanzperformance „Dance, Dance, Dance“ von Christina Werner
Mitwirkende: Christina Werner, Performerinnen & Stimmen: Denise Palmieri, Iris Dittler, Lisa Kortschak, Magdalena Schlesinger, Nora Jacobs
Über das Stück schreibt Sabrina Mandanici, Kunstkritikerin und Schriftstellerin: „Im Wiener George-Washington-Hof inszeniert, entstand das Performancevideo „Dance, Dance, Dance“ (2019) aus einer vielfältigen Recherche, die mit der Geschichte und dem Namen des Gebäudes begann. Während ihr Schwerpunkt auf der Bauzeit, der gleichzeitig stattfindenden Arbeiterbewegung der Stadt und auf der Umwandlung der Gegend in ein Geschäftsviertel lag, erfuhr Werner auch von George Washingtons Liebe zum Tanz. Ihr Video zeigt fünf Performerinnen, die eine Choreografie präsentieren, die Elemente von Modernem Tanz, Gymnastik und Kinematik zusammenführt und von Werner in historischen Handbüchern und Archiven gefunden wurde. Während ihres Auftritts hört man sie »Lift your voices!« (Erhebt eure Stimmen!) und andere ermutigende, von Werner aus Texten und Liedtexten zusammengestellte Aufforderungen rufen. Das Stück überzeugt aufgrund seiner absichtlichen Unvollkommenheiten, wie etwa die kleinen Abweichungen in den Bewegungen und im Zeitablauf der Tänzerinnen, die wirken, als würden sie sich bewusst der Idee einer einheitlichen Gruppe widersetzen. Angesichts des aktuellen politischen Klimas birgt das Beobachten dieser unterschiedlichen Bewegungen und Körper eine Art von Trost – wie Gesten des Widerstands oder das Auffinden von etwas verloren Geglaubtem.“
Christina Werner studierte Fotografie und Bewegtbild bei Prof. Tina Bara und Medienkunst bei Prof. Alba D‘Urbano an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Werners derzeitige künstlerische Arbeiten beschäftigen sich mit dem wieder-erstarkenden Nationalismus, Erinnerungskultur und Repräsentationsfragen.
Fotografien: „Die kurdische Alm und das Auge des Ethnographen. Dokumentation einer verleugneten Existenz“ von Mehmet Emir
Werner Finke (1942 – 2002) war ein Ethnologe, der über drei Jahrzehnte regelmäßig in die Türkei reiste und audiovisuelle Dokumentationen und ethnographische Sammlungen in den von Kurden bewohnten Regionen erstellte.
Ab 1966 bis 2002 durchquerte er die ostanatolischen Provinzen und war fasziniert von den Bewohnern und der Bergwelt in dem türkischen Grenzgebiet zum Iran und Irak – eine Faszination, die ihn Jahr für Jahr wieder in das Gebiet führte. Insbesondere seit der Gründung der türkischen Republik, als die Existenz der Kurden in den türkischen Gebieten verschwiegen und ihre Sprache verleugnet wurden, konnten ihr soziales Leben und ihre politischen Bestrebungen weder in einem nationalen noch in einem internationalen Kontext thematisiert werden. Trotzdem führte Finke die audiovisuellen Dokumentationen weiter.
Diese Präsentation, zusammengestellt vom Künstler Mehmet Emir, zeigt einzigartiges, noch unpubliziertes Material über das Leben der Viehzüchter auf den Sommerweiden in den frühen 1970er Jahre.
Mehmet Emir ist Künstler mit Schwerpunkt Fotografie. Er arbeitet außerdem als Kolumnist, Musiker und Sozialarbeiter. Emir studierte kontextuelle Malerei bei Prof. Hans Scheirl an der Akademie der bildenden Künste Wien, und hatte Ausstellungen unter Anderem in London, New York und Istanbul. 2012 erschien das Buch „Ich bin immer noch in Wien“, in dem er seine Briefe an seine in der Türkei lebenden Eltern veröffentlichte. 2016 erhielt er das silberne Verdienstzeichen der Stadt Wien. Aktuell arbeitet er an der Akademie der Wissenschaften am Institut für Sozialanthropologie und ACDH-Austrian.
Näheres zum Programm von SOHO Ottakring finden Interessierte ab 15. Mai auf der Website von www.sohoinottakring.at.
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