Danke an die Rad-Trial Profis Thomas (Weltmeister) und Alexander Pechhacker (www.pechhackertrials.at) f2, ISO400, 1/16.000s Foto: Robert Pichler
Seit Anbeginn der Fotografie gab es immer wieder große Entwicklungsschritte, die die Möglichkeiten der Fotografen dramatisch erweitert haben. Lichtstarke Objektive und lichtempfindlichere Emulsionen, die Entwicklung der Blitztechnik oder gar der Polaroid-Sofortbilder. Diese Technologiersprünge verändern auch die Bildsprache, vereinfachen Dinge und machen sie einem breiteren Publikum zugänglich. Ein dramatischer Entwicklungssprung war die Entwicklung der Digitalfotografie und den damit einhergehenden Möglichkeiten mit entsprechender Software Bilder zu modifizieren oder überhaupt Bilder zu gestalten, die bisher nicht oder nur mit extremen Aufwand möglich waren. Künstliche Intelligenz ist in aller Munde und öffnet plötzlich ungeahnte Türen zu neuen Bildwelten (ich sage hier bewusst nicht Fotos).
Aber was hat das alles mit einer vermeintlichen Nischenkamera für Sportfotografen mit 120 Bilder pro Sekunde zu tun? Nun, diese Kamera, die Sony Alpha 9III, ist wieder so ein technologischer Quantensprung, der aber noch unter der Oberfläche schlummert. Wir haben schon immer in der Kamera-Entwicklung‚ mehr Megapixel, schnellerer Autofokus und mehr Bilder/s als Feature gesehen und daher fällt die eigentliche Besonderheit dieser Sony Alpha 9III nach Außen kaum auf – die völlig einzigartige Sensortechnologie des Global Shutters.
Thomas Pechhacker | f2,8, ISO250, 1/32.000 (c) Robert Pichler
Global Shutter – Technik für die Zukunft
Warum ist dieser Global Shutter so bahnbrechend? Weil aus meiner Sicht dies die Zukunft der digitalen Kameras zeigt. Bei der Sony A9III ist überhaupt kein mechanischer Verschluss mehr verbaut. Im Sensor werden alle Pixel gleichzeitig ausgelesen und dadurch werden Belichtungszeiten bis zu 1/80.000 s möglich.
Toll, wieder ein Parameter-Superlativ, aber was mach ich damit in der Praxis?
Die Sony A9III ist die erste Kamera, mit der Blitzen ohne Beschränkung bei der Belichtungszeit und ohne HSS möglich ist! Dies wiederum erlaubt es Fotografen, das Umgebungslicht nahezu beliebig mit dem Blitzlicht ins Verhältnis zu setzen – und zwar mit bisher unmöglich geringen Blitzleistungen.
Dadurch ist es nun erstmals möglich, selbst mit kleinen Systemblitzen gegen die Sonne zu blitzen. Mit jeder „konventionellen“ Kameratechnologie konnte dies nur mit hohen Blitzleistungen und gegebenenfalls ND-Filtern oder unter Einsatz der HSS (High Speed Sync) Technologie erreicht werden. Dazu waren aber immer leistungsstarke Blitzgeräte nötig.
Die Sony A9III bricht nun dieses „Grundgesetz des Blitzens“, da kein beschränkender mechanischer Verschluss oder sequentiell auslesender Sensor mehr zum Einsatz kommt.
alle Bilder: Thomas Pechhacker | f2,8, ISO250, 1/32.000 (c) Robert Pichler
Neue Möglichkeiten
Völlig neue Möglichkeiten tun sich auf und für die Kamerahersteller fallen in Zukunft beim Einsatz dieser Technologie die aufwändigen mechanischen Verschlüsse weg. Es ist aus meiner Sicht somit nur mehr eine Frage der Zeit, bis sich diese Technologie durchsetzt.
Der Vorteil, ohne Einschränkung die Belichtungszeit beim Blitzen wählen zu können kommt aktuell noch nicht ganz ohne kleinen Nachteil. Um die Technologie aktuell ausnützen zu können, muss man umlernen und verstehen, was genau abläuft. Bisher wurde die Helligkeit der Blitzwirkung durch die Leistungseinstellung am Blitzgerät geregelt – mehr Leistung = hellere Blitzwirkung. Dann kam HSS, wo plötzlich auch bei zum Beispiel 1/4000 s geblitzt werden konnte (so es die Kamera und das Blitzgerät unterstützt).
Das war schon eine bahnbrechende Neuerung, aber auch hier gab es Einschränkungen. Bei kürzeren Belichtungszeiten ließ die Blitzleistung nach, wodurch für gewisse Situationen wieder entsprechend leistungsstarke Blitzgeräte nötig werden.
All das ist Vergangenheit mit der Sony A9III – HSS ist hier nicht nötig, da der Sensor beim Blitzen alle Pixel gleichzeitig ausliest.
Aber! Man muss der Kamera mitteilen wann diese Auslösung zu geschehen hat in Bezug auf die Blitzleuchtdauer. Jedes Blitzgerät hat unterschiedliche Leuchtkurven (Beispielhaft siehe Infografik links), und nun ist es wichtig den optimalen Zeitpunkt herauszufinden, an dem die Blitzleistung gerade ihren höchsten Wert hat. Dies kann aktuell nur durch eine Testreihe mit dem eigenen Blitz-Equipment ermittelt werden und ergibt dann einen Verzögerungswert, der auf der Kamera eingestellt werden muss. Dieser Wert gilt für das jeweilige Blitzgerät mit der getesteten Leistungsstufe. Eine Erhöhung der Blitzleistung bringt aber nicht zwingend mehr Licht, sondern kann sogar das Gegenteil bewirken, wenn man den Verzögerungswert nicht anpasst.
Somit verhält es sich beim Blitzen mit der Sony A9III wie bei den meisten bahnbrechendenTechnologien – das Eis ist gebrochen und jetzt kann optimiert werden.
Und das wird es – ich bin schon sehr gespannt, wie es da weitergeht und sicher: Der mechanische Verschluss wird durch den Global Shutter abgelöst und es werden sich völlig neue Möglichkeiten eröffnen.
Robert Pichler Dieser Test ist FOTOobjektiv 240 entnommen.
Der Autor Robert Pichler
Robert Pichler ist Produkt- und Werbefotograf und Gründer der Lightbox Academy Wien (Fotografie Ausbildungen und Kurse). Er hat eine 30-jährige Erfahrung als Trainer in der Erwachsenenbildung, Speaker auf Messen und Events, Ausstellungen (auch international); seit 2001 Digitalfotograf und Bildbearbeiter; 2010 Meisterprüfung Fotograf, Hensel Master, Godox Ambassador, CaptureOne Reseller Österreich.
Seit Anbeginn der Fotografie gab es immer wieder große Entwicklungsschritte, die die Möglichkeiten der Fotografen dramatisch erweitert haben. Lichtstarke Objektive und lichtempfindlichere Emulsionen, die Entwicklung der Blitztechnik oder gar der Polaroid-Sofortbilder. Diese Technologiersprünge verändern auch die Bildsprache, vereinfachen Dinge und machen sie einem breiteren Publikum zugänglich. Ein dramatischer Entwicklungssprung war die Entwicklung der Digitalfotografie und den damit einhergehenden Möglichkeiten mit entsprechender Software Bilder zu modifizieren oder überhaupt Bilder zu gestalten, die bisher nicht oder nur mit extremen Aufwand möglich waren. Künstliche Intelligenz ist in aller Munde und öffnet plötzlich ungeahnte Türen zu neuen Bildwelten (ich sage hier bewusst nicht Fotos).
Aber was hat das alles mit einer vermeintlichen Nischenkamera für Sportfotografen mit 120 Bilder pro Sekunde zu tun? Nun, diese Kamera, die Sony Alpha 9III, ist wieder so ein technologischer Quantensprung, der aber noch unter der Oberfläche schlummert. Wir haben schon immer in der Kamera-Entwicklung‚ mehr Megapixel, schnellerer Autofokus und mehr Bilder/s als Feature gesehen und daher fällt die eigentliche Besonderheit dieser Sony Alpha 9III nach Außen kaum auf – die völlig einzigartige Sensortechnologie des Global Shutters.
Global Shutter – Technik für die Zukunft
Warum ist dieser Global Shutter so bahnbrechend? Weil aus meiner Sicht dies die Zukunft der digitalen Kameras zeigt. Bei der Sony A9III ist überhaupt kein mechanischer Verschluss mehr verbaut. Im Sensor werden alle Pixel gleichzeitig ausgelesen und dadurch werden Belichtungszeiten bis zu 1/80.000 s möglich.
Toll, wieder ein Parameter-Superlativ, aber was mach ich damit in der Praxis?
Die Sony A9III ist die erste Kamera, mit der Blitzen ohne Beschränkung bei der Belichtungszeit und ohne HSS möglich ist! Dies wiederum erlaubt es Fotografen, das Umgebungslicht nahezu beliebig mit dem Blitzlicht ins Verhältnis zu setzen – und zwar mit bisher unmöglich geringen Blitzleistungen.
Dadurch ist es nun erstmals möglich, selbst mit kleinen Systemblitzen gegen die Sonne zu blitzen. Mit jeder „konventionellen“ Kameratechnologie konnte dies nur mit hohen Blitzleistungen und gegebenenfalls ND-Filtern oder unter Einsatz der HSS (High Speed Sync) Technologie erreicht werden. Dazu waren aber immer leistungsstarke Blitzgeräte nötig.
Die Sony A9III bricht nun dieses „Grundgesetz des Blitzens“, da kein beschränkender mechanischer Verschluss oder sequentiell auslesender Sensor mehr zum Einsatz kommt.
Neue Möglichkeiten
Völlig neue Möglichkeiten tun sich auf und für die Kamerahersteller fallen in Zukunft beim Einsatz dieser Technologie die aufwändigen mechanischen Verschlüsse weg. Es ist aus meiner Sicht somit nur mehr eine Frage der Zeit, bis sich diese Technologie durchsetzt.
Der Vorteil, ohne Einschränkung die Belichtungszeit beim Blitzen wählen zu können kommt aktuell noch nicht ganz ohne kleinen Nachteil. Um die Technologie aktuell ausnützen zu können, muss man umlernen und verstehen, was genau abläuft. Bisher wurde die Helligkeit der Blitzwirkung durch die Leistungseinstellung am Blitzgerät geregelt – mehr Leistung = hellere Blitzwirkung. Dann kam HSS, wo plötzlich auch bei zum Beispiel 1/4000 s geblitzt werden konnte (so es die Kamera und das Blitzgerät unterstützt).
Das war schon eine bahnbrechende Neuerung, aber auch hier gab es Einschränkungen. Bei kürzeren Belichtungszeiten ließ die Blitzleistung nach, wodurch für gewisse Situationen wieder entsprechend leistungsstarke Blitzgeräte nötig werden.
All das ist Vergangenheit mit der Sony A9III – HSS ist hier nicht nötig, da der Sensor beim Blitzen alle Pixel gleichzeitig ausliest.
Aber! Man muss der Kamera mitteilen wann diese Auslösung zu geschehen hat in Bezug auf die Blitzleuchtdauer. Jedes Blitzgerät hat unterschiedliche Leuchtkurven (Beispielhaft siehe Infografik links), und nun ist es wichtig den optimalen Zeitpunkt herauszufinden, an dem die Blitzleistung gerade ihren höchsten Wert hat. Dies kann aktuell nur durch eine Testreihe mit dem eigenen Blitz-Equipment ermittelt werden und ergibt dann einen Verzögerungswert, der auf der Kamera eingestellt werden muss. Dieser Wert gilt für das jeweilige Blitzgerät mit der getesteten Leistungsstufe. Eine Erhöhung der Blitzleistung bringt aber nicht zwingend mehr Licht, sondern kann sogar das Gegenteil bewirken, wenn man den Verzögerungswert nicht anpasst.
Somit verhält es sich beim Blitzen mit der Sony A9III wie bei den meisten bahnbrechendenTechnologien – das Eis ist gebrochen und jetzt kann optimiert werden.
Und das wird es – ich bin schon sehr gespannt, wie es da weitergeht und sicher: Der mechanische Verschluss wird durch den Global Shutter abgelöst und es werden sich völlig neue Möglichkeiten eröffnen.
Robert Pichler
Dieser Test ist FOTOobjektiv 240 entnommen.
Der Autor Robert Pichler
Robert Pichler ist Produkt- und Werbefotograf und Gründer der Lightbox Academy Wien (Fotografie Ausbildungen und Kurse). Er hat eine 30-jährige Erfahrung als Trainer in der Erwachsenenbildung, Speaker auf Messen und Events, Ausstellungen (auch international); seit 2001 Digitalfotograf und Bildbearbeiter; 2010 Meisterprüfung Fotograf, Hensel Master, Godox Ambassador, CaptureOne Reseller Österreich.
www.lightbox-academy.at
www.instagram.com/robertpichler.eu
Teilen mit: